Bei der
Mädchenmannschaft wird derweil von männlicher Seite in den Kommentaren postuliert, daß es ja egal sei, wenn es eine Saison lang fast nichts als Brust(flach)binde-BHs gäbe, so lange es eben nur
fast nichts anderes gäbe. Damit könne man sich ja arrangieren, wenn man nur gutwillig genug sei und sich auch passend Mühe gäbe.
Ich bin ja für Kritik offen und habe das mal im Dienste der Wissenschaft ausprobiert. So. Lokal ist die Unterwäsche meiner Wahl nicht mehr zu finden. Macht nichts, die ist französisch, da wird sich bei den Franzpersonen ja wohl was finden lassen? Pustekuchen. Ein passender Webshop ist schnell gefunden, die angebotene Farbe aber grob falsch (wahlweise in richtiger Farbe, aber falscher Größe erhältlich, da bin ich bei Wäsche aber eher unflexibel). Der nächste Webshop: kaputt. Im dritten Webshop: Ware nicht klar zu erkennen. Schlußendlich: französische Wäsche im österreichischen Webshop bestellt. Ja genau,
"was zum Teufel …?"
Ich habe also das Problem mit Zeit und Geld beworfen; mindestens eines ist bei vielen Menschen knapp. Im Zweifelsfalle im Ausland zu bestellen erfordert zudem oft zumindest rudimentäre Sprachkenntnisse (dieser Teil ist für Österreich zugegebenermaßen leicht, so lange es nicht Tomaten sind die man ordern will) und/oder eine Kreditkrake.
Dazu sage ich mal folgendes: erstens kotzt es mich an, soviel Geld auf so einen Unsinn zu werfen, während in München die Kinder verhungern. Oder irgendwo in den südlichen Gefilden jedenfalls. Zweitens war das schon geschummelt, denn ich wusste vorher, daß die Größe stimmt — die Zahlen welche der Hersteller oder die Herstellerin auf Kleidung malt sind hingegen üblicherweise im Suff ausgedacht und haben keinerlei Aussagekraft, schon gerade gleich gar nicht über Ländergrenzen hinweg. Erstens sowieso, und zweitens wegen der zwischen den Herstellen unterschiedlichen
Inflation der Kleidergrössen. Aber da gibt es ja theoretisch die
EN 13402. Irgendwo, irgendwie, irgendwann.
Nur ist das mit der Stoffbeschaffenheit — Qualität, Haptik, usw., ja keinen Deut besser.
Da habe ich dann ein zweites Mal geschummelt (ich hatte schon genau dieses Produkt und wollte nur mehr — aber selbst das ist wie oben gezeigt nicht trivial).
Ein drittes Mal habe ich geschummelt, weil ich also auch schon die Farbe kannte — wenn man nicht gerade in schwarz oder weiß kauft (weil man glaubt, es gäbe ohnehin nur 16 (
CGA-) Farben und "Pfirsich" sei ja nun schließlich eine Frucht) ist man ja wieder angeschmiert: die Farben im Katalog oder am Monitor sind ja oft bestenfalls Anhaltspunkte. Gut, ich will nicht maulen, Kleidung so zu besorgen ist Glückssache, und meistens hat man — zumindest mit den Farben — Glück. Makeup so zu besorgen ist hingegen angewandter Irrsinn. Und nein, liebe Männer, make-up ist nicht nach
RAL-Farben sortiert. Nicht Farben, sondern einzelne Produktlinien (Lippenstifte usw.) haben bei den meisten Herstellern Nummern. Die unterscheiden sich zudem von Hersteller zu Hersteller, und im low end auch so manches Mal von Saison zu Saison, denn sonst wäre es ja zu einfach. (Ich beobachte den Vorstoß MAC online anzubieten mithin mit Interesse und Skepsis — auch wenn mich das eher nichts angeht, mein MAC ist in walking distance und überhaupt bin ich genervt, weil,
iiiieeeeeh, Dita von Teese
. Aber wer weiß, vermutlich sind da ohnehin nicht die ErstkäuferInnen die Zielgruppe.)
Ohne Schummel hätte das noch viel länger gedauert, und wäre ein noch grösseres Glücksspiel gewesen. Höschenroulette.
Und ein Höschen ist noch einfach, das befüllt man mit Arsch, fertig. Bei anderen
Kleidungsstücken ist der Sitz (haha) schwieriger abzuschätzen.
Da soll doch bitte mal jemand viel Geld machen sowie einen Webshop auf wo man wild drein klicken kann,
"diese Maße, dieses Material, dieser Pantone, dieser Schnitt, Jetzt kaufen."
Ein bezahlbarer remote-Schneider. (Wer fragt solche Grössen im low-cost Bereich ab? Läden die, vorsichtig gesagt, ihre Produkte mit
"sieht auch toll unter Schwanzlicht aus"
bewerben. Läden die auch Kleider verkaufen die so billig sind, daß es nicht nennenswert in Deinen Gewinn schneidet, wenn Dein Freier sie zerreißt.
Go figure.
) Ach mein G-tt, man müsste das nicht mal auf Zuruf fertigen, orthogonale features würden ja schon reichen, aber oft sind ja nicht mal Schnitt und Grösse orthogonal — und nicht immer ist die Physik der Grund. Apropos Füsik, Rechnen können sollte man auch; Umfang von und zu Durchmesser braucht man nämlich bei Arm- und Hals-Schmuck ständig. cm/Zoll-Kundigkeit ist da auch kein Schaden.
So.
"Man könnte doch um den jeweiligen Modetrend rumarbeiten"?
Ja, man kann. Mit Zeit, Geld, Nerven, und vermutlich einem IQ nicht unter 100. All das schließt schon mal Menschen aus. Für den Rest bleibt die Frage, sind
das wirklich die Kämpfe, bei denen wir diese unsere begrenzten Ressourcen verballern wollen?
Ich glaube nicht, Tim.
Ein Trost: der Grauniad schreibt derweil, daß
jugendwahnbedingtes Lifting Quatsch sei — in den USA hingegen
fehlt schlicht das Geld.
Wobei es natürlich etwas kurz greift, surgery und make-up, und und und … zu verpönen, während gleichzeitig starker gesellschaftlicher Druck herrscht,
schön zu
sein. Wobei "sein" ja suggeriert, daß Schönheit weitgehend angeboren und genetische Glückssache sei, während gleichzeitig, angeblich nur für die "letzte Meile," eine gigantische Industrie existiert, die Schönheit als immerwährenden Prozess, also tägliche Arbeit (mindestens Fitness, ggf. eben Mode, Beine rasieren,
make-up
,
hair care
, usw.) begreift. D.h., Frau verdient also evtl. weniger, davon wird dann allerlei in diese lustigen Industrien abgesogen, es kostet Tag für Tag Zeit (ich selbst hatte bis gestern ziemlich langes Haar und bin daher noch aktuell nachgenervt, allein sowas passend zu pflegen kann ja schon reichlich aufwendig sein) — es kostet also
Freizeit, oder eben auch
eine Stunde, in der ich sonst ein Buch für den Job hätte lesen können,
und dann heisst es hämisch,
vote with your money,
und als nächstes,
Naja, wenn Ihr Frauen da nicht genug finanziellen Druck aufbauen könnt, seid Ihr vielleicht einfach nicht gut genug in Eurem Job?
D.h., entweder muß der
Schönheitsdruck
weg, oder die Schambesetzung und Verleugnung der eigenen "Körperpflege" — beides zusammen ist jedenfalls teuflisch und versucht Frauen zusätzlichen Aufwand abzunötigen, der dann aber (mal wieder) nicht anerkannt sondern im Gegenteil verächtlich gemacht wird.
Und schließlich, um mit einem weniger schwermütigen Gedanken zu enden: eine Freundin die auf Muskelmänner steht meinte gerade zu mir,
Bei dem Gewicht und dem Alter sieht Bruce Wayne vermutlich ungefähr so aus wie Sagi Kalev.
Und das ist offenbar je nach Trainingsstand irgendwas zwischen
schick und
echt gruselig. Jedenfalls, der Mann war wiederholt Mr Israel, also schaute ich mal nach, und sein
claim ist,
I train bodybuilders to place number 1. I train fitness models to achieve their goals. I get brides looking great for their wedding.
Das belustigt mich endlos.
Was, aber der Bräutigam darf aussehen wie der letzte Heckenpenner?
Warum muß der nicht mittrainieren? Und während ich ein bisschen sichtbare Muskulatur an Frauen ja echt sexy finde, würde der Grad an Muskulatur für den Sagi steht nur an den wenigsten Bräuten gut aussehen. Die würden dann aber vermutlich echt ins Auge hauen. Am allerlustigsten finde ich aber die Vorstellung, jemandes Geschäftsmodell sei
Lassen Sie sich mehrere Wochen von einem Chippendale ins Schwitzen bringen — Ihr Verlobter findet das bestimmt gut!
25.04 10:41 Links ergänzt, sprachlich nachgebessert.