Ich erinnere mich dunkel an eine Song-Zeile aus den '80ern:
"Du sagst, Du warst noch nie da, wo Deine Träume spielen --
Du weißt zwar nicht, wo das ist, doch Du weißt: Hier ist es nicht."
Das trifft die Sache für mich ganz gut -- weit entfernte settings (Sunnydale, Mars, ...) haben nicht nur den Exotikfaktor, sie transportieren auch die beruhigende Botschaft:
"Wenn Du dort wärst, wäre Dein Leben auch spannend -- vermutlich mehr als Dir lieb ist."
Schon die
location
zeigt an:
"Achtung, wir befinden uns in der Traumwelt."
Was wäre denn die Alternative? Zu zeigen, daß auch in Hintertupfingen spannendes möglich ist? Und daß die Gewöhnlichkeit unseres Lebens an uns selbst liegt? Weil wir selbst dröge sind, einen öden Job haben, feige sind, oder keine Lust haben, uns Arnold-Muskeln anzutrainieren? Oder weil wir generell passive Säcke sind -- jemand anderes hätte uns vampirifizieren, genmutieren, als Genie oder Werwolf gebären müssen?
Klingt nicht populär.
So kann man deutsche Helden nur sorgsam entcoolt wie den Bullen von Tölz darstellen, und Übererfolgs-Typies, die sich im Real Life-Habitat des Zuschauers als Streber hervortun, höchstens als Zielscheibe des Hasses des kleinen und mittelgroßen Mannes.
Schließlich spielt nicht einmal "
Out of Rosenheim" in Rosenheim. Die dröge Rosenheimerin hingegen, die erlebt plötzlich Spannendes -- in der Sierra Nevada. Die
location macht's.
Das einzige
setting, das in Rosenheim spielt, gewinnbringend sogar, ist wohl das des Rollenspiels
Call of Cthulhu
, das die Komplementärbotschaft vertritt:
"Klar können auch Durchschnittsverlierer in Kuhkäffern Abenteuer erleben, aber der Preis ist einfach zu hoch."
When you're growing up in a small town, you say "no one famous ever came from here"
and you think that you'll never escape it, yourself or the place that you live
Where did Picasso come from? There's no Michelangelo coming from Pittsburgh
If art is the tip of the iceberg, I'm the part sinking below
Ein Buch das in Deutschland spielt zu schreiben -- oder einen Charakter der in Deutschland lebt zu spielen -- würde mir im Traum nicht einfallen. Die Statisten -- lauter Deutsche mit deutschen Ideen. Danke, das habe ich schon den ganzen Tag. Das ist da, wo mein Leben spielt -- nicht da, wo meine Träume spielen.
Ich mutmaße sogar, dass die O-Ton-Manie gewisser Leute auch dazu dient, diesen Exotikfaktor zu steigern. Rollenspieler könnten den Exotikfaktor des eigenen Spiels vermutlich maximieren, indem sie in fremder Sprache spielen. Das aktiviert gleichzeitig passiven Wortschatz und macht sich gut in der Bewerbung.
Da drängt sich natürlich
Annes Frage auf -- will man Liebingsphantasien lieber nicht an der Wirklichkeit abgleichen, um sie nicht zu zerstören? Das geheime Refugium schützen?
Is it better to regret something you have done, or something you haven't done?
And is evil something you are, or something you do?
Möglicherweise ein Walzer...