Krasse Scheiße, das hat garantiert jeder außer mir gewusst. PC =
Pärchenclub
oder so. Ich glaube, das ist die erste neue Sexvokabel seit über zehn Jahren die ich lerne. Ich habe dann spasseshalber mal geschaut, was es da sonst noch so gibt in der Stadt, auch wenn ich da eher nicht zielgruppe. (Ich stehe vom Naturell eher auf
verbindlichen Sex, und wenn nicht, wäre meine Adresse wohl eher, sagen wir mal,
Frauen 3000
, aber schauen wir mal bei den Heteros (und an geeigneten Tagen, Bis). Seien wir mal ehrlich, gibt es mehr als zwanzig optisch attraktive Männer auf dieser Welt? Wieviele davon sind wohl
keine Vollidioten? Und wieso sollte dieser eine Typ ausgerechnet im selben Pärchenclub auftauchen wie ich? Wie sind wohl die Chancen? Und wenn ich Frauen suchte? Auch, weil die Chancen da jemanden zu treffen der nett aussieht und nicht übermässig gesundheitsschädlich wirkt, da vermutlich einige Grössenordnungen besser sind? Na, da kann ich auch gleich auf die Heten verzichten und zu einem reinen Lesben-Dingsie gehen; die
special places
sind mir wohl bekannt, ich fahr ja U-Bahn auch. Das hat außerdem den Vorteil, daß ich da tatsächlich
Frauen treffe, und nicht
ladies.
)
Vielleicht ist mein Ersteindruck aus dem Web grauenhaft falsch, vor allem aber ist er verheerend.
Und damit meine ich nicht mal cliché-mässiges Rotlicht (jaaa, vielleicht wäre ich in zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren froh wenn man meine Falten nicht so genau ausleuchtet, aber mit Glück hat mich das Alter dann weise gemacht statt nur langsam, und ich trage das mit Würde oder Stolz und scheisse drauf, wo mich irgendeine 16-jährige
LOLcat bei
amihotornot hinsortieren würde) und, in manchen Fällen, Möbel wie vom Sperrmüll.
Interessanterweise kotzen mich auch und gerade Dinge an, von denen man glauben könnte, dass sie
für mich arbeiten. Zumindest bis auf weiteres. Zum Beispiel verspricht ein Laden Frauen einen Taxigutschein, bzw. Erstattung eines Sockelbetrags bei Vorlegen der Taxiquittung. Gut, klar, ich könnte mir die Taxikosten sparen, indem ich für €2 mit den Öffies zum nächsten Club (as in
disco, not sex) oder zur nächsten Bar fahre und da jemanden aufgabele. Aber trotzdem, da sollen sie lieber mit "Sicherheit" gegenhalten als mit finanziellen Anreizen. Die Assoziationen sind einfach ungut, wenn mir jemand Geld dafür geben will, dass ich in Unterwäsche vor irgendwelchen Typen Frischfleisch spiele.
Bei Eintrittssexismus, also der Tatsache, daß Frauen keinen Eintritt zahlen, bekomme ich auch a weng Bauchschmerzen wegen der fehlenden Balance, mit der man schon im Wortsinne
"in die Sache reingeht."
Gut, das kann man als kleinen Ausgleich für die Einkommensdivergenz zwischen Männern und Frauen sehen, aber Mist ist es trotzdem. Nämlich dann, wenn diese Lücke nur dann geschlossen wird, wenn die Frau wie hier als Sexobjekt (wenn auch nicht notwendigerweise für Sex) verfügbar ist.
Bei einem von diesen Clubs gibt es übrigens eine Altergrenze, ab der dann auch Frauen Eintritt zahlen. Gut, da hätte ich noch eine erkleckliche Anzahl von Jahren vor mir, aber auch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, daß frau als Mitglied der Sexklasse vom Standardmenschen erst nur durch das Prisma der sexuellen Eignung gesehen wird, und dann gar nicht mehr. Und dass das nirgends deutlicher und menschenverachtender gemacht wird als hier, wo Menschen ein Verfallsdatum aufgestempelt wird, wo Frauenkörper erst auf Fleisch reduziert werden, und dann auf Gammelfleisch.
Apropos Fleisch. Bei dem einen Laden hängen also so Bilder an den Wänden. Das ist auch wieder wie beim Schlachter, weil davon wohl die meisten nicht menschliche Körper, sondern nur Teile davon abbilden (z.B. Schinken —
"Darf's auch etwas mehr sein?"
). Muss ich dazu erwähnen, daß das — soweit sich das für mich aus den Photos erkennen lässt — nur Frauenkörper sind? Glauben die, daß es keine visuell stimulierten Frauen gäbe? Haben die Angst, daß den Herren der Schöpfung etwas einknickt, wenn die (männlichen) Models toller aussehen als sie selbst? Wenn ja, wieso ist das dann bei den Damen OK? (Ein anderer Laden scheint so lustige Figuren bzw. kleine Statuen zu haben,
ich nehme dann das Gyros mit Metaxasauce, dankeschön,
und damit währen wir wieder beim Thema Fleisch. Apropos Fleisch, die scheinen alle so Buffets anzubieten, im Eintrittspreis inbegriffen — und der beträgt bei Frauen verkaufbaren Alters, wir erinnern uns, gar nichts. Ich glaube, wenn ich scheisse arm wäre, würde ich mir ein Stück Seife kaufen damit ich das "sauber" Kriterium erfülle, und dann immer gratis in Swinger-Clubs essen.)
Aber wen wundert's, schließlich sind Sex, Frauen, und der weibliche Körper schon so lange quasi-synonym, daß man sich zu Schwachsinn wie
Sex sells
versteigen kann (obwohl kein Sex gezeigt oder geboten wird, sondern höchstens Sexualisiertes, üblicherweise ein weiblicher menschlicher Körper, gewissermaßen
die Frau als signifier für Sex
— das ist ja mal ungut). Apropos, eine Beweihräucherungsseite für diese überaus ungünstigen Selbstdarstellungen gibt es auch, so eine Art als online-Magazin für Swinger getarnte Werbeseite, und die wiederum pornisiert natürlich blöd rum. Und ja, natürlich nur mit Frauenbildern. Aber das ist je nach Definition ja ohnehin implizit.
Apropos fehlende Balance. Bei dem einen Laden laden sie zu after-work ein. Mit Kollegen bei sowas aufzuschlagen, wäre ja nun das allerallerletzte das ich wollen würde. Höchstens noch, wenn ich ohnehin schon mit der Person liiert bin (dann könnte ich aufgrund meiner
"1:1, eher ohne Zuschauer"
-Präferenz aber auch gleich mit der Person zu Hause bleiben, die meisten dieser Clubs scheinen nun wieder nicht sooooo tolle Räume zu haben, daß da zu ficken nun nennenswert toller wäre als zu Hause, im Wald, in Florenz, oder auf dem Dach — einer
wirbt sogar damit, banal zu sein:
[our club is] in an exceptionally common environment
). Nur, dann sind das — wir erinnern uns, es ist
after work — "Luca und ich," oder "Irina und ich," und nicht mehr "Ich und meine Kollegin." Aber "Kollegin" schlagen sie ja schon gar nicht vor, sondern um es richtig ungut zu machen immer etwas mit Gefälle, also Weisungsbefugnis. Ach ja, und natürlich geht dieses Gefälle immer vom Mann zur Frau.
Ich kotz im Strahl und fall hinten über.
Ich glaube wenn ich Sekretärin wäre und mit meinem Chef nichts hätte (was mehr als wahrscheinlich wäre) und der mich dann aus blauem Himmel heraus fragen würde, ob ich mit ihm in den Swinger-Club käme — naja, jedenfalls würde er es vermutlich heftig bereuen.
Was nun das — körperliche Unbill — betrifft, ist das — neben gewissen romantischen Vorstellungen — einer der Gründe, warum mich sowas ohnehin eher nicht reizt. Ich möchte keinem Typen das Stückgut des Abends sein. Da fühle ich mich nicht sicher. Ich habe immer so ein bißchen die Befürchtung, daß wenn man sich als Einmal- bzw. Wegwerf-Artikel darstellt, man dann auch eher so behandelt wird. Da scheint mir dieses
word of mouth
web of trust
der Polys marginal vertrauenswürdiger.
Ähnliches gilt vermutlich für Sex mit mehr als einem Typen, jedenfalls wenn die sich kennen. Da wäre mir die Gefahr viel zu gross, dass die da irgendeinen Männer-bonding-Scheiss auf meinem Körper austragen und ich nicht mehr bin als Objekt dieses homoerotischen bondings. Ich bin doch kein Fussball mit Titten.
Einsamer sucht Einsame zum Einsamen
Kurz: Das könnte also ein Ort sein wo Männer die ficken wollen Frauen die ficken wollen treffen können, und dann teilen sie sich so eine Art Hotelzimmer, und die Frau hat zudem ein bisschen potentielle Sicherheit dass das halt nicht sonstwo ganz allein mit einem Unbekannten ist, sondern mit eventuell seriösem Personal in der Nähe. Danach gibt es Aufschnitt.
Stattdessen tun sie alles um einem das Gefühl zu geben, das wäre ein Puff mit unbezahlten Prostituierten.
Issesnich, allein schon weil frau uneingeschränkt
"Nein!"
sagen kann, aber man hat echt den Eindruck, dass sie mit Gewalt diesen Eindruck erzeugen wollen. Tja, was heutzutage alles als Erotik zählt.
Ich also sage,
"Get offa me lawn!!"
Ich also sage,
"Ich bin ja sowas von nicht Eure Zielgruppe."
Ich also sage,
"Geht halt und fickt Euch. Aber lasst mich da raus."