Die Serie hat sechs je 50-minütige Folgen und wird auf zwei DVDs à drei Folgen ausgeliefert. Als Sprache ist deutsch verfügbar; wahlweise mit Untertiteln für Gehörgeschädigte — dazu später mehr. Zu jeder Folge gibt es eine Texttafel mit einer Zusammenfassung; außerdem enthält die zweite DVD ein etwa 10-minütiges Interview mit dem Patrik-Darsteller "20 Jahre später." In den ersten dreißig Sekunden ("Flug durch den Fjord") wirkt das Bildmaterial sehr körnig; ob es danach besser ist, ich mich daran gewöhnt habe, oder mich Geschichte davon abzulenken vermocht hat, vermag ich nicht zu sagen.

Ja, aber hat es Taug?
Manche Serien, das muß man einfach einräumen, sollte man einfach historisch verklärt lassen und nie wieder ansehen.
Captain Future ist so eine Serie — der
soundtrack
macht immer noch Spaß, aber die Handlung ist für Erwachsene kaum zu ertragen. Da der Soundtrack von Patrik Pacard ebenfalls von Christian Bruhn stammt, darf man also Angst haben — Angst, die sich glücklicherweise als unbegründet herausstellt. Die Serie macht immer noch Spaß, selbst zwanzig Jahre später — auch wenn man ab und zu
Huch!
denkt. Einerseits wegen der üblichen Sachen — die Kleidung war noch sehr unbunt, es gab keine Mobiltelefone usw., andererseits wegen vereinzelter narrativer Schwächen. Diese Schwächen aber scheinen typische Jugendbuchschwächen zu sein (die Serie beruht wie eigentlich alle deutschen Jugend- und Weihnachtsserien auf einem Buch von
Justus Pfaue), die sich interessanterweise stark mit den Schwächen vieler Rollenspielkampagnen überschneiden: so zeigt sich bei
Patrik Pacard
, daß die wenigen nicht überzeugenden Szenen allesamt damit befasst waren, den Fokus auf den Identifikationsfiguren zu halten. So werden manche Probleme nicht mit personellen Ressourcen beworfen, um das Ensemble überschaubar zu halten, Patrik wird zum Geheimnisträger, die Parteien erzählen uns und den Protagonisten mehr als sie müssten; Freundschaften wachsen schnell und tief. Alle diese Szenen sind nicht wirklich schlecht, aber auffällig schlechter als die anderen, guten: So weiß Patrik fünf Folgen lang nicht, wo er die Formel überhaupt haben soll, die Pateien erzählen viel, aber nicht alles — und schon gar nichts strategisches —, und die Familie Pacard ist bis zuletzt unschuldiges Opfer, nicht gleichwertiger Akteur, Patrik ist fast durchgehend Kind, nicht Superheld. Bis darauf, daß der US-Geheimdienst nur aus einem einzigen Mann zu bestehen scheint, also keine wirklichen Kritikpunkte, auch wenn manche Vereinfachungen dieses Abenteuer"romans" auf amüsante Weise denen eines Rollenspiel-Abenteuers gleichen (
"Ich versuche, meine jugendliche Wache zu bequatschen." "Das gelingt."; "Ich würfele auf Glück / gebe einen plot point aus; die Firma meines Vaters hat in diesem Ort eine Niederlassung."
"Und die helfen Dir sogar, statt sich rauszuhalten"
).

Was noch? Ein geradezu salomonisches Ende, das mich tief beeindruckte — so muß Jugendfersehen sein, spannend und mit Herzensbildung! Der große alte Basset des deutschen Fernsehens,
Wolfgang Kieling. Musik von Christian Bruhn. Brillante Besetzung, von der ich schon gar nicht weiß, ob sie für jeden Archetypen den perfekten Schauspieler stellte, oder ob sie diese Archetypen in meinem kindlichen Hirn überhaupt erst definierte. Für uns Mädels natürlich auch
Jean-Claude Bouillon als Dimitri. Ein Wermutstropfen nur, daß trotz der globalen Handlung keine Akzente zu hören sind — denn Akzent, da steh ich doch drauf … Interessanterweise mußte ich manche Stellen dennoch mit Untertiteln sehen; als Kind schob ich die nicht verstandenen Passagen auf mangelnde Deutschkenntnisse; heute mag ich das nicht mehr und befinde auf
Vernuschelung. Na ja, und am Ende sind die Helden mutig, die Denker weise, und die Bösen bestraft, selbst die gut aussehenden, denn so wollen es die Genre-Konventionen. Patriks Mutter hat ein wenig genervt, aber das verzeihen wir ihr, da es eine andere, starke Frauenrolle gab — keine Selbstverständlichkeit in den '80ern —, und zwanzig Minuten vor Schluß gibt es dann pro forma einen kleinen
continuity
-Fehler, damit alles nicht gar zu perfekt wird. Leider wollte das ZDF sich da nicht lumpen lassen und auch noch mal blöd sein, so daß die DVDs jeweils einen
"DVDs klauen ist doof"
-Vorspann haben — ja, genau, die Dinger, die immer nur die Käufer sehen, nie aber die mit den illegalen Kopien. Diese Bonus-Blödheit hätte nicht sein müssen, stellt aber letztlich den einzigen Wermutstropfen dar.
Gesamtwertung: selten so viel DVD-Spass für EUR 18.99 bekommen.
Empfehlung!